Ekel, Mythen und wahre Gefahren

Ekel, Mythen und wahre Gefahren

Ekel ist hilfreich

Ekel ist ein hilfreicher und wertvoller Schutzmechanismus. Er bewahrt uns davor, verdorbene oder mit Krankheitserregern besetzte Lebensmittel zu essen, die uns nicht guttun.

Aber …

Wenn wir uns ekeln, ist es auch wahrscheinlicher, dass wir Lebensmittel wegwerfen. Oft auch dann, wenn wir sie eigentlich noch geniessen könnten. So entsteht Food Waste, der vermeidbar wäre.

Einige Beispiele:

  • Ich ekle mich, weil das Joghurt sein Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten hat und werfe es weg.
  • Die offene Packung Teigwaren steht schon lange im Schrank. Ich traue ihnen nicht mehr und werfe sie weg.
  • Wie lange steht wohl diese Hafermilch schon offen im Kühlschrank? Ich ekle mich und leere sie weg.

Wie dir ein sinn-voller Umgang mit deinem Ekel gelingt, wann du dich auf deine Sinne verlassen kannst und wann besser nicht, beschreiben wir weiter unten.
Aber schauen wir uns Ekel doch zuerst mal genauer an.

Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD)

Damit werden Produkte gekennzeichnet, die nur schwer verderben. Du kannst sie bei richtiger Lagerung bedenkenlos auch nach Ablauf des Datums essen. Veränderungen, die dir sagen, dass du das Lebensmittel nicht mehr essen solltest, sind immer (!) mit den Sinnen wahrnehmbar (Auge, Nase, Mund).

Verbrauchsdatum (VD)

Damit werden leicht verderbliche Produkte gekennzeichnet, die du nach Ablauf des Datums aufgrund der Lebensmittelsicherheit nicht mehr konsumieren solltest. Das mikrobielle Wachstum ist mit deinen Sinnen nicht wahrnehmbar.
Hier kannst du mehr dazu lesen.

Das Ekelempfinden ist erlernt und veränderbar

Die Fähigkeit uns zu ekeln ist uns angeboren. Erst im Laufe der ersten Lebensjahre lernen wir jedoch, was eklig ist und was nicht. Als Kleinkinder finden wir vieles, bei dem Erwachsene bereits das Gesicht verziehen, noch nicht eklig. Ausserdem ist Ekel auch kulturell geprägt. An einigen Orten gehören Insekten beispielsweise selbstverständlich auf den Teller. An anderen ekeln sich Menschen vor dieser Vorstellung. Das zeigt, dass unser Ekelempfinden zu grossen Teilen erlernt und damit auch veränderbar ist. Wir können also lernen, uns mehr oder weniger zu ekeln.

Das hat gleich zwei Vorteile

  • Wenn wir uns weniger ekeln, werfen wir weniger Lebensmittel weg.
  • Wenn wir uns weniger ekeln, ist unsere Ernährung tendenziell abwechslungsreicher und damit ausgewogener, weil wir uns an mehr verschiedene Nahrungsmittel heranwagen.

Der Zusammenhang von Ekel und Food Waste ist in diesem wissenschaftlichen Paper gut zusammengefasst.

Sinn-voll mit Ekel umgehen

  • Ergründe deinen Ekel: Wovor ekelst du dich genau? Was verbindest du mit dem Ekel?
  • Umgehe eklige Situationen: Lass deine:n Partner:in den Salat waschen, wenn du weisst, dass du den ganzen Salat wegwerfen würdest, wenn du beim Waschen eine Schnecke findest.
  • Nimm deinen Ekel an, er schützt dich.
  • Feiere dich dafür, wenn es dir gelingt, trotz anfänglichem Ekel ein Lebensmittel zu essen.
  • Relativiere deinen Ekel: Was ist das Schlimmste, was passieren könnte?

Dein Körper ist clever: Wenn du etwas isst, was ihm nicht guttut, wird er alles daransetzen, dies wieder loszuwerden. Schlimmstenfalls reagiert er mit Bauchweh, Durchfall oder Erbrechen. Klar, das ist unangenehm. Aber in der Regel unbedenklich. Traue dich also!

Nutze deine Sinne

Bei Lebensmitteln, die mit einem MHD (Mindesthaltbarkeitsdatum) datiert sind, kannst du dich auf deine Sinne (Augen, Nase und Mund) verlassen, um zu prüfen, ob es noch geniessbar ist oder nicht, egal wie lange das Produkt das MHD bereits überschritten hat. Denn das MHD ist ein Qualitätszertifikat: Der Hersteller garantiert damit, dass ein Produkt mindestens bis zum aufgedruckten Datum genau so schmeckt, riecht und aussieht, wie direkt nach der Produktion.  

Achtung: Wahre Gefahren

  • Lebensmittel, die mit einem Verbrauchsdatum (VD) versehen sind, solltest du nach Ablauf dieses Datums nicht mehr essen. Denn es handelt sich um Lebensmittel, die leicht verderblich sind. Zum Beispiel Fleisch.
  • Lebensmittel, die wahrnehmbar verdorben sind (Geruch, Aussehen, Geschmack).
  • Wenn du auf dem Lebensmittel Schimmel siehst.
  • Kartoffeln, die viele Keimlinge haben oder sehr grün sind. Sie enthalten eine grosse Menge Solanin, das für uns giftig ist.

Mythen

In unserer industrialisierten Gesellschaft werden Lebensmittel sehr strengen Kontrollen unterzogen. Die Wahrscheinlichkeit, dass darin Krankheitserreger enthalten sind, ist äusserst gering. Es ist also fast unmöglich, verdorbene Lebensmittel einzukaufen. Viel wichtiger ist es, wie wir zu Hause mit unseren Lebensmitteln umgehen. Ob wir beispielsweise die Kühlkette einhalten, auf sauberen Oberflächen arbeiten oder Ordnung in unseren Schränken wahren. Tipps dazu haben wir hier für dich festgehalten.

Bei diesen Überzeugungen handelt es sich um Mythen.

Du darfst Spinat aufwärmen.

Achte dabei darauf, den Spinat

  • Nach dem Kochen rasch in ein verschliessbares Gefäss umzufüllen und sie in den Kühlschrank zu stellen.
  • Beim Wiederaufwärmen rasch und auf mindestens 70 Grad zu erhitzen (nicht stundenlang bei niedriger Temperatur köcheln lassen).
  • Nur einmal wieder zu erhitzen.

Woher kommt also der Mythos?

Der Mythos kommt aus einer Zeit ohne Kühlschränke. Wenn Spinat lange Zeit bei Zimmertemperatur – also Wärme – stehen bleibt, setzen Prozesse ein, bei welchen sich Bakterien bilden oder giftige Abbauprodukte entstehen können. Darum gilt: Spinat nach dem Zubereiten immer rasch in den Kühlschrank stellen. Denn Kälte verlangsamt diesen Prozess.

Ja, du darfst Pilze aufwärmen.

Achte dabei darauf, die Pilze

  • Nach dem Kochen rasch in ein verschliessbares Gefäss umzufüllen und sie in den Kühlschrank zu stellen.
  • Beim Wiederaufwärmen rasch und auf mindestens 70 Grad zu erhitzen (nicht stundenlang bei niedriger Temperatur köcheln lassen).
  • Nur einmal wieder zu erhitzen.

Woher kommt also der Mythos?

Der Mythos kommt aus einer Zeit ohne Kühlschränke. Wenn Pilze lange Zeit bei Zimmertemperatur – also Wärme – stehen bleiben, setzen Prozesse ein, bei welchen sich Bakterien bilden oder giftige Abbauprodukte entstehen können. Darum gilt: Pilze  nach dem Zubereiten immer rasch in den Kühlschrank stellen. Denn Kälte verlangsamt diesen Prozess.

Leider sind die Pestizide nicht nur in der Schale. Um Giftstoffe zu vermeiden, empfiehlt es sich, Gemüse und Früchte vor dem Verzehr gründlich zu waschen und vorzugsweise Bioprodukte einzukaufen. Durch das Schälen gehen ausserdem auch wertvolle Inhaltsstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe und Antioxidantien verloren, die häufig in der Schale zu finden sind.

Falsch! Ausgetriebene Zwiebeln enthalten keinerlei Schadstoffe. Verwende die Zwiebel wie gewohnt und akzentuiere dein Menü mit grünem Farbtupfer aus den ausgetriebenen Trieben.

Ist die Zwiebel schon sehr stark ausgetrieben, gibt es eine weitere Möglichkeit, sie vor der Tonne zu retten: Du kannst sie im Garten oder in einem Topf einpflanzen. Das entstandene Zwiebelgrün lässt sich wie Schnittlauch oder Frühlingszwiebeln verwenden. Das gleiche gilt für Knoblauch.

Ausgetriebene Kartoffeln mit einer Keimlänge von max. 1 cm sind bedenkenlos essbar.

Stark ausgetriebene Kartoffeln sollten nicht mehr gegessen werden. Sie enthalten den Giftstoff Solanin.

Tipp: Stark ausgetriebene Kartoffeln im Garten einpflanzen.

 

 

Oftmals landet der Strunk in der Tonne, ohne dass in Betracht gezogen wird, diesen zu verwerten. Dabei ist der Broccoli-Strunk nicht nur essbar, sondern auch besonders lecker und überzeugt mit seinem feinen und milden Aroma.

Doch weshalb ist dieses Gerücht so stark verbreitet? Oftmals ist in Rezepten nur von den Broccoli-Röschen die Rede. So nehmen viele an, dass nur die Röschen geniessbar sind. Schält man aber den Strunk falls nötig und entfernt allfällige hölzernen Stellen, kann man ihn genau wie die Röschen zubereiten und geniessen.

Komm in den Genuss von den ganzen Broccoli und vermeide so Food Waste!

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